“Gesichter aus gar nichts” ist die zweite Single-Auskoppelung aus dem aktuellen Album “Alles vor dem Aber“ von Roger Stein. Das dazugehörige Musikvideo, zwischen den Hochhäusern im Bankenviertel Frankfurts gedreht, lässt in seiner besonderen Farbstimmung dem Text jenen Raum, den er braucht, um Bilder in Herzen und Hirne zu malen.
“Gesichter aus gar nichts” ist ein musikalischer Ohrwurm, der Bilder im Kopf malt, die berühren und ermahnen zugleich: „Ein junger Spatz kämpft auf dem Platz mit einem viel zu großen Brot. Das arme Tier, genau wie wir, aus lauter Gier und nicht aus Not…“ Ein Song, der uns unsere eigenen Mühlen des Alltags vor Augen führt. Gesellschaftskritisch, tiefschürfend und herzberührend, denn wer kennt diese Momente nicht, in denen man aus dem eigenen Trott ausbrechen, Menschen aus ihrer Gleichgültigkeit wachrütteln und besser leben möchte?
Roger Stein rechnet auf poetische Weise mit einer sich selbst überfeiernden Business-Welt ab, deren Macher von Macht und Geld durch ihre eigene immanenten Ersetzbarkeit zu den “Gesichtern aus gar nichts” geworden sind und “Krawatten aus Gleichgültigkeiten” tragen. Ein Song, der die Kapitalgläubigkeit unserer Gesellschaft ins Visier nimmt, in der die Entfremdung aus lauter Gewohnheit zur Heimat geworden ist. Eine Welt, in der “Verantwortung mit Lotuseffekt” versehen ist, weil am Ende niemand für all das gerade stehen will.
Und doch: Es gibt immer eine Hoffnung: “Man hält uns mit unserer Sehnsucht in Schach, aber wir machen mit unseren Blechherzen Krach.” So wie die Schüler, die für eine verantwortungsvollere Klimapolitik demonstrieren.
#artistsforfuture
Das Buch zum Song.
Der Song selbst ist aus einer Fülle von Gedichten entstanden, die Roger Stein dieses Jahr unter dem Titel “Business-Lyrik – komische Poesie im Beifall des Absurden” als Buch veröffentlicht hat und das bereits die 2. Auflage erreicht hat. Rund 100 Gedichte, die lyrisch neue Wege gehen, indem sie in eine Welt eintauchen, die so gar nicht lyrisch ist: Die mc Kinseyisierte Businesswelt.
Der Autor liefert in den Gedichten Strichzeichnungen des Funktionierens, Schnappschüsse des Büroalltags und Momentaufnahmen von Hierarchien. Stein selbst nennt diesen lyrischen Stil: Klimatisierte Poesie. Unterkühlt, aber scharf im Blick. Stein hält sprachlich die menschliche Entfremdung in der Arbeitswelt fest, er wertet nicht, doch gerade dadurch schärft der Leser sein Urteil. Kein Wunder, dass auch der Song “Gesichter aus gar nichts” auf Konstantin Weckers Label “Sturm und Klang” erschienen ist.